Wir wollten nach Rumänien. Enduro fahren. Land und Leute kennenlernen. Vorurteile beseitigen und das Land bereisen.
Mythen über Dracula, wilde Bären und Wölfe, große Schlaglöcher, Schotterstraßen und hohe Berge. All das hat uns gereizt dieses wunderbare Land zu bereisen und war Ausgangspunkt einer sehr abenteuerlichen Reise.
Die GS in den Bus geschoben, Sachen gepackt und Go! Erstmal viel Autobahn durch Österreich und Ungarn. Nach ca. 13h waren wir in Rumänien. Es sollte eine Rundreise durchs ganze Land werden. Erster Stop war der idyllisch gelegene Campingplatz De Oude Wild (alte Weide) in Cârța. Cârța liegt ca. 50 km östlich von Sibiu (Hermannstadt) und bietet einen idealen Ausgangspunkt für tolle Tagestouren mit dem Motorrad.
Von hier aus haben wir verschiedene Ausflüge zur Panoramică Transfăgărăşan Straße, zur Transalpina, Sibiu, Brasov und ins Umland von Siebenbürgen unternommen.
Die beste Straße der Welt
Die Panoramică Transfăgărăşan Straße ist die zweithöchste Passstraße Rumäniens und gehört zu den „besten Staßen der Welt“. Sie führt durch die Karpaten und die Transsilvanischen Alpen und bietet spektakuläre Ausblicke über eine kurvenreiche und schroffe Berglandschaft. Die Aussichten auf die umliegenden Gipfel und Landstriche sind wirklich klasse. Die Straße führt mit zahlreichen Serpentinen, Tunneln und anspruchsvollen Steigungen auf den Gipfel mit einer Höhe von 2.042m. In der Ferienzeit gleicht diese Straße einem heiligen Pilgerort und man steht lange im Stau. Den Ausblick von oben gibt es als Belohnung!
Beide Straßen kreuzen den Transeurotrail bzw. sind Bestandteil des Offroad-Tracks. Der Adventurecountrytrack von Touratech führt ebenfalls auf diesen Straßen entlang. (Die Offroad-Tracks findet ihr wie immer gratis unter den o.g. Links.)
Am Straßenrand sitzen meist einheimische Bergbauern und bieten sehr günstig ihre Köstlichkeiten wie wilden Honig, Beeren und Pilze aus der Region an. Anhalten lohnt sich!
Sibiu / Hermannstadt
Hermannstadt (Sibui) ist eine traditionelle Stadt in Siebenbürgen in der Mitte Rumäniens. Die Altstadt geht auf sächsische Siedler aus dem 12. Jahrhundert zurück. Im Stadtkern befinden sich noch mittelalterliche Türme, Mauern und Brücken. Im Zentrum gibt es kleine rustikale Restaurants und Cafes. Hier kann man sehr lecker und typisch rumänisch Essen und das lustige Treiben der Stadt genießen.
Zum Nachtisch bestellt ihr am besten einen „Papanasi“ – ihr werdet sofort süchtig, versprochen! Papanasi ist eine Art National-Nachtisch und besteht aus gebackenen Grapfen. Diese werden mit warmen Blaubeeren oder Himbeeren und Vanillesoße serviert. Einfach göttlich!
Schwarzes Meer
Ein weiteres Ziel der Reise war das Schwarze Meer. Wir sind nach den ersten Tagen in den Bergen über Konstanza (eine Hotellburgen-Stadt) direkt bis zum Strand gefahren und haben hier 2 Tage in den Dünen gestanden. Wir waren Baden, den Strand und die Sonne genießen. Das Wasser war herrlich klar und wir konnten mit Fischen am Ufer schwimmen. Der Strand war gut besucht und alle 5-10 Meter stand eine rumänische Familie mit ihrem Zelt. Die Rumänen lieben das Wildcampen! Anschließend sind wir nach Norden in das Donau Delta weiter gezogen.
Achtung! Für dieses Naturschutzgebiet benötigt man ein kostenpflichtiges Permit. Dieses ist Voraussetzung für das Befahren oder Betreten dieser Region. Das Ticket kann online oder per SMS gekauft werden. Hier findet ihr den Link und weitere Informationen. Das Donau Delta ist das zweitgrößte Delta Europas und gehört zum UNESCO Weltnaturerbe. Es ist bekannt für seine Artenvielfalt, große Fischvorkommen, verschiedene Vogelarten und Pelikane.
Für uns war es hier nicht optimal. Es lärmten zu viele Boote und an jeder Ecke haben Angler oder andere Touris massenhaft Müll hinterlassen – Schade! Die Ranger vor Ort kontrollierten nur die Permits und interessierten sich für die Müllberge eher wenig. Das war schon etwas schräg.
Karpaten
Nach dem Badestop im Schwarzen Meer reisten wir wieder zurück ins Landesinnere und durch die nördlichen Karpaten. Nach ein paar hundert Kilometern durch landwirtschafliches Flachland, erreichten wir zum Abend hin wieder die Berge der Karpaten. Auf einem Hügel zwischen ein paar Bäumen fanden wir schnell einen Platz für die Nacht. Hängematte raus, Lagerfeuer an – Outdoor Modus an!
Auf unserer Tour durch den Norden verbrachten wir an zwei wunderbaren Campingplätzen noch ein paar schöne Tage. Von hier aus starteten wir wieder mit der GS zu Tagestouren und fuhren durch die rumänischen Berg- und Waldlandschaften. Der erste Spot war am Fuße des Ceahlău Massif gelgenen. Hier lernten wir am ersten Abend beim grillen gleich Florin, seine Famile und seine Freunde kennen. Sie verbrachten das Wochenende zum Wandern im Nationalpark Ceahlău. Schnell kamen wir ins Gespräch und wurden zu ein paar Bierchen eingeladen.
Land und Leute
Die Begenung entpuppte sich als sehr interessant, tiefgehend und außerordentlich lustig. Wir lernten an diesem Abend viel für die rumänische Kultur und Gesellschaft. Die Müllprobleme im Land sind teilweise politischer Natur und weniger der Bevölkerung anzulasten. Es fehlt an politischen Willen und einem landesweiten Konzept. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Rumänien liegt bei ca. 11.000€ (2019). Daher arbeiten auch viele in West-Europa und versorgen die Familie in der Heimat. Viele junge Menschen kehren ihrem schönen Land den Rücken und wandern aus (ca. 20% Auswanderungsquote). Rumänien verliert dadurch über ganze Generationen, Wissen, Know-How und ein Teil seiner Zukunft. Die Einheimischen sehen das jedoch selbst nicht so kritisch. Unsere Bekanntschaften vor Ort hatten auf jeden Fall ein großes Herz und viel Humor!
Offorad Abenteuer dürfen in Rumänien natürlich nicht fehlen! Da war es für uns naheliegend auf einen waschechten Offroad Campingplatz zu übernachten. Bei offRoadventure waren wir genau richtig! offRoadventure wurde 2011 von zwei holländischen offroad fans, in der Gemeinde Boras im Norden Rumäniens gegründet. Und schon bei der sehr steilen Berganfahrt zum Platz aus der Stadt Borsa, ist der Name volles Programm.
Mit einem grandiosen Gelände und gemütlichen Hütten entstand hier ein toller Startpunkt für Natur-Abenteuer jeglicher Art! Bauke und sein Team haben hier mit viel Liebe zum Detail, schöne rustikale Unterkünfte, tolle Zeltwiesen und herrliche Stellplätze hergerichtet. Die Hütten sind nach traditioneller rumänischer Bauweise aus Holz, Lehm und mit einem Strohdach ausgestattet. Das Interior ist stylisch, modern und entspricht dem Hotel-Standard. Wir waren von hier aus zwei Tage wandern und haben die Berge im Rodna-Gebirge erkundet. Gefunden haben wir hier viel Ruhe, Entspannung, tolle Ausblicke über grandiose Landschaften und einen Einblick in das wilde Rumänien.
Maramuresch
Ein „Märchenhaftes Wunderland“ – das trifft es wenn, es um die nördliche Karpatenregion Maramuresch geht. Hier leben die Menschen auch heute noch im Einklang mit der Natur.
Die Häuser sind überwiegend aus Holz und Naturmaterialen gebaut. Die Menschen leben hier sehr einfach. Fast noch mittelalterlich. Sie fahren Pferdekutschen, arbeiten auf ihren Bauernhöfen mit einfachen Werkzeugen und gehen morgens mit dem Sonnenaufgang aufs Feld oder in den Wald. Die Landschaft ist lieblich, hügelig, meist landwirtschaftlich geprägt oder bewaldet. Besonders beeindruckend sind die kustvoll bearbeiteten Eingangstore aus Holz mit viel Liebe zum Detail. Sie sind eine Art Statussymbol vor jedem Haus und prachtvolle Kunstwerke!
TOP 10 Sehenswürdigkeiten
- Maramuresch
- Transfăgărăşan & Transalpina Straße
- Bârsana Monastery (Mănăstirea Bârsana)
- Sibiu und Brasov
- Moldaukloster Voroneț
- Fröhlicher Friedhof
- Karpaten Gebirge
- Siebenbürgen
- Walachei
- Schwarzes Meer
Fazit
Rumänien ist wundervoll! Die Menschen sind sehr herzlich, humorvoll, interessiert und hilfsbereit. Das Essen kommt meist direkt vom Erzeuger und mit viel Liebe auf den Tisch – super lecker! Die Preise für Unterkünfte und Essen sind wesentlich günstiger als in Westeuropa. Spart nicht beim Trinkgeld!
Hinweise zum Schluss
Seit 01.09.2020 gibt es neue Gesetzte die es weitestgehend verbieten, mit motorisierten Fahrzeugen im Wald zu fahren. Lediglich mit lokalen Anbietern und Guides und einer entsprechenden Erlaubnis der Behörden ist das noch möglich. Die meisten Verbinungsstraßen und Wege sind für Enduros und Offroad-Fahrzeuge aller Art jedoch bestens geeignet. Es muss ja nicht immer der Wald-Trail sein. Rumänien hat trotz des Verbotes viel zu bieten – auch abseits der befestigten Straßen.
Unsere Ausrüstung findet ihr teilweise in der Rubrik Equipment. Es folgen noch einige Impressionen der Reise, weitere findet ihr auf unserem Instagram Kanal. (#theglobeexplorer aka juri_meiner)