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Fahre in die Welt hinaus. Sie ist fantastischer als jeder Traum. Ray Bradbury

Husqvarna Norden 901 vs. BMW F800GS ADV

Reiseenduros gibt es mittlerweile viele. Dominiert wir das Segment der Universalmaschinen für Reisen und gelegentliche Geländeausflüge mit vielen Modellen von KTM, BMW, Honda und Yamaha (KTM790, KTM 890 R, F850GS, F700 GS, F900GS, R1300GS + R1250GS, Ténéré 700, Africa Twin, usw…). Nach über 150.000 km auf den BMW F800GS Modellen ist es Zeit für ein Resümee und einen Ausblick auf aktuelle vergleichbare Modelle. Husqvarna hat auf Basis der KTM 890 die neue Husqvarna Norden 901 aus der Taufe gehoben. Meinem Eindruck nach ist das Bike sehr gelungen und stellt derzeit ein gutes Gesamtpaket im Segment der Reiseenduros dar. Warum ich das denke und warum ich die Norden 901 für einen ehrwürdigen Nachfolger der F800GS Serie von BMW sehe, möchte ich hier erläutern.

Husqvarna Norden 901 theglobeexplorer
Husqvarna Norden 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)

Von der BMW F800GS zur F800GS Adventure

2013 kaufte ich meine erste F800GS Tripple Black gebraucht über Ebay Kleinanzeigen. Nach vielen Reisen und Offoradeinsätzen auf Sardinien, in Kroatien, Frankreich, Tschechien und in Summe 57.000 km kam es zu einem heftigen Ablfug und sie war Schrott. Bis dahin waren nur die Standard-Inspektionen (alle 10.000 km) und die Verschleißteile wie Bremsen, Kette und Reifen zu ersetzen. Das Motorrad lief immer zuverlässig und robust durch – auch durch üble Geländepassagen. Auch zu zweit war die F800GS ein Genuss für gemütliche Motorrad-Touren mit Zelt und Gepäck. Auf langen Reisen hatte ich guten Wetterschutz und eine sehr bequememe Sitzposition.

Im Jahr 2017 stand dann die Frage im Raum: „Was kommt denn als Nächstes“? Eine R1200? Eine KTM 790? Ja, lecker und sehr sexy von hinten. Für Offroad-Touren sicher der Hammer – aber die Alien-Lampenmaske – No way! Die neue Ténéré 700 war damals noch nicht auf dem Markt. Ducati, Honda – nee, irgenwie auch nicht.

Bauch oder Herz

Mein Herz schlägt doch nach wie vor mehr für die BMW Motorräder und den GS-Spirit. Schon mit 18 kaufte ich damals eine BMW F650ST. Mein erstes richtiges Motorrad und natürlich gleich eine Reiseenduro. BMW hatte Ende 2017 die neuen Modelle der F850GS und F700GS für Anfang 2018 angekündigt. Aber so richtig vom Hocker haben mich die Modelle nicht gerissen. Die F850GS Adventure war optisch schick, aber noch nicht verfügbar.

Leider wurden die F850ziger Modelle eher straßenorientiert ausgeleget und weniger für Geländeausflüge optimiert. Ein bisschen mehr Drehmoment, ein voll einstellbares Fahrwerk und etwas Gewichtsreduktion hätten da aus meiner Sicht schon gereicht. Vielleicht kommt BMW ja eines Tages mit einem neuen Mid-Class Adventure Bike darauf zurück. (Update 2024: Ja sie ist da, die F900GS!)

BMW F800GS Adventure

Begeisterung #makelifearide

Eines Tages stand ich dann im MOZ Freiburg vor einer roten F800GS Adventure. Baugleich mit der F800GS – die kannte ich ja bestesten, plus größerem Tank, plus Nebelscheinwerfer, plus mehr Windschutz, plus breite Fussrasten – und das alles in Serie! Die Entscheidung war klar, gekauft! Die 14.500€ für das Bike waren jedoch zuviel für mein Budget. Also wieder bei Ebay gestöbert und im Juli 2017 hatte ich die neue F800GS ADV dann in der Garage stehen.

Baujahr 2015, 3.000 km, Heizgriffe, einstellbare Brems- Kupplungs-Hebel von Wunderlich, Achs- und Lampenschutz von SW-Motech, in einem top Zustand, mit Alu-Koffern und Topcase – reisefertig für knapp 10T€ Flocken. Heute 4 Jahre später stehen 61.000 km auf der Uhr und das Bike ist immer noch mein Favorit als universales Einsatzgerät für lange Touren (auch mit Sozia), für Enduroausflüge und Genussfahrten durch den Schwarzwald und die Vogesen.

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Vor allem die überragende und seriemäßige Zusatzausstattung sowie der große 24 Liter Tank für Reichweiten mit 500km, begeistern mich bis heute an dem Mottorad! Bis zur Marke von 60.000 km gab es auch mit der Adventure keine Probleme – ein absolut zuverlässiges, robustes, alltagstaugliches und vor allem günstiges Motorrad, insbesondere in der Unterhaltung. Bei 60.500 km kam jedoch das ABS Modul und die Vorderradgabel brauchte einen Rundumservice. Ich muss dazu sagen, dass ich Sie aber auch nicht geschont habe und die Gabel bis dahin nicht einmal überholt oder mit neuem Öl befüllt hatte.

Das ABS Modul wurde von RH-Electronics repariert und von Henk bei HMW-Racing wieder montiert. Ich verbuche das als legitimen Verschleiß. Die Probleme mit den ABS Modulen ziehen sich leider durch alle Hersteller. Es sind eben filigrane Sicherheitssysteme und Ventile, die im Motorrad extremen umgebungs- und fahrdynamischen Bedingungen ausgesetzt sind.

Technische Daten F800GS Adventure:

  • Motor: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Reihenmotor
  • Gewicht; 240kg
  • Hubraum: 798 ccm
  • Leistung: 85 PS bei 7.500/min
  • Drehmoment: 83 Nm bei 5.750/min
  • Getriebe: 6 Gänge, Kette
  • 0-100 km/h: ca. 4,5 s
  • Vmax: 193 km/h.
  • Verbrauch: 4,3 l/100 km
  • Versichergung pro Jahr ca. 100 €
  • Steuer: 50€ / Jahr
  • Wartungsintervall: 10.000 km

Die F800 Serie von BMW muss nichts mehr beweisen. Viele Globe-Trotter waren mit den 800ccm Maschinen weit über 100.000 km am Stück weltweit unterwegs und hatten wenig bis keine Probleme.

Husqvarna Norden 901 vs. F800GS ADV theglobeexplorer
BMW F800GS ADV auf dem Active Adventure Days mit Goodsouls (https://good-souls.com/) (Foto by Katja Wickert https://www.katja-wickert.de/)

Die kraftvollen und robusten Reiseenduros erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Mittlerweile ist der Reiseendurosektor absolut Hipp und ein riesen Markt. Viele Piloten von Rennmaschinen steigen auf bequeme und langstreckentaugliche Reiseenduros um. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Wer aber schon mal über 3h Stunden auf einer Rennmaschine gefahren ist, weiß was ich meine. Die Verkaufszahlen für Modelle wie der BMW R1250GS, KTM 790 / KTM 890, Honda Afrika Twin CRF1100 L und der Ténéré 700 sprechen für sich. Reiseenduros sind im Trend! Das hat auch Ducati mit der Desert X, Aprilia mit der Tuareg und Husqvarna erkannt.

BMW F800GS Adventure

Hard-Enduro oder Reise-Enduro?

Husqvarna war bisher eher der Anbieter für Hard-Enduros – zumindest in meiner Warnehmung. Klar die Husqvarna 701 ist mit Ihren 146 KG ein Fest, gerade auf Strecken wie dem Transeurotrail und im Offroadbereich.

Husqvarna Norden 901

Husqvarna Norden 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)

Einen Motorradurlaub mit Sozia, Zelt und Gepäck, quer durch die Alpen, würde ich mit der 701 dann wohl aber eher doch nicht machen. Die 701 Serie wurde von Husqvarna noch um die LR – Long Range Variante erweitert. Damit brachte es die 701 mit einen wuchtigen 25L Fronttank immerhin auf ein beachtliches Trockengewicht von nur 155 KG. Der Rest des Motorrades bliebt weitestgehend unberührt und war eher für Hardcore Enthusiasten ausgelegt. Für mich war die LR eine tolle Weiterentwicklung in Richtung Langstrecken-Reiseenduro. Ein Kompromiss zwischen leichter Enduro und Tourenmotorrad.

Nun steht die Husqvarna Norden 901 bei den Händlern und die ersten Bilder und Videos sind sehr verlockend! Sie scheint ein echt guter Nachfolger der BMW F800GS ADV zu sein. Und die beiden Modelle sind sich auf den zweiten Blick tatsächlich sehr ähnlich.

Die Husqvarna Norden 901 – der perfekte Nachfolger

Husqvarna Norden 901
Offorad mit der Norden 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)

Die Norden 901 spricht mich mit Ihrem großen runden Frontscheinwerfer und ihrer wuchtigen Verkleidung im Enduro-Look direkt an. Das Motorrad strahlt pures Enduro-Abenteuer aus. Der 889ccm Motor stammt aus der KTM 890 und leistet brachiale 105 PS mit max. 100Nm. Die Sitzposition ist typisch für eine Reisenenduro aufrecht und bequem hinter einem breiten Lenker mit Windschutzprotektoren. Vorne rollt ein 21″ Spreichenrad, hinten läuft ein 18″ Rad mit Pirelli SCORPION RALLY STR Reifen ab Werk (Reifen vorn 90/90 R 21, Reifen hinten 150/70 R 18).

Das Ganze ist gepaart mit einem volleinstellbaren Fahrwerk von WP. 215 mm Federweg am Zentral-Federbein hinten und 222mm mit ø 43 mm Upside-Down Gabel vorn – so muss das sein! Das ist eine Ansage für optimalen Reisekomfort auf allen Strecken und Schotterwegen. Das Fahrwerk bietet damit auch für den Geländeeinsatz eine Menge Reserven. Verzögert wird mit einer Ø320mm Doppelscheibenbremse vorn und einer Ø260mm Einzelscheine hintern.

Die Sitzhöhe der Sitzbank ist mit 85mm und 87mm zweistufig einstellbar und ideal für lange Touren. Das Windschild ist endurotypisch realtiv klein. Es passt jedoch perfekt zum Erscheinungsbild der 901. Wer mehr Windschutz braucht, kann sich ein größeres Windschild im Zubehör aussuchen.

Die ersten Fahreindrücke von Lyndon Poskitt sind einfach genial! (Video Auch die Kollegen von 1000PS sind sich einig – das Motorad ist LEINWAND! (Video).

Husqvarna Norden 901
Details der Husqvarna Norden 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)

Technische Daten Husqvarna Norden 901

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor
Gewicht: 204kg (trocken) / 219 kg (vollgetankt)
Tankvolumen: 19 Liter
Hubraum: 889ccm
Leistung: 77 kW/105 PS bei 8000/min
Drehmoment: max. 100 Nm bei 6500/min
Getriebe: 6 Gänge, Kette mit Quickshifter
0-100 km/h: ca. 4,5 s
Vmax: >200 km/h.
Verbrauch: 4,5 l/100 km
Reichweite: 350-400 km
Versichergung pro Jahr: k.A.

Fahrwerk: Brückenrahmen aus Stahl-Gitterrohrrahmen, vorn voll einstellbare WP-USD-Gabel, ø 43 mm, Federweg 220 mm; hinten Aluminium-Zweiarmschwinge mit einstellbarem WP-Zentralfederbein, Federweg 215 mm; vorn Doppelscheibenbremse ø 320 mm mit Vierkolbenbremszangen; hinten Einzelscheibe ø 260 mm mit Zweikolbenbremszange; Aluminium-Drahtspeichenräder; Reifen vorn 90/90 R 21, Reifen hinten 150/70 R 18

Serienmäßig abenteuerlustig ausgestattet – die neue Norden 901

Husqvarna Norden 901
Chic die Husqvarna Norden 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)
theglobeexplorer F800gs ADV vs. Husqvarna Norden 901
Mit der F800GS ADV in Rumänien unterwegs #theglobeexplorer (Foto https://www.the-globe-explorer.com/)

Serienmäßig wird genau wie bei der F800GS Adenture einiges geboten und das Motorrad ist direkt bereit um auf große Reisen zu starten! Serie ist: schräglagenabhängiges ABS & Traktionskontrolle, verschiedene Fahrmodi (Street, Rain), ein Quickshifter, großer Motorschutz, Zusatzscheinwerfer, modernes TFT Display, breite Fußrasten – in Summe ein rundum Sorglospaket!

Mit 19 Liter Tankvolumen und einem Ø Verbrauch von 4,5 Litern erreicht man mit der 901 sicher die 400km am Stück. Als Zusatzoption können zzgl. zum Listenpreis von ca. 15.000€, die Heizgriffe, ein programmierbarer Explorer Fahrmodi, Reise-Softgepäck, ein optionaler Hauptständer und ein Akrapovic Titan Auspuff ausgewählt werden. Sturzbügel zum Schutz der Vergleidung gibts von Hepco & Becker und ein komplettes Alu-Koffersystem mit Halterungen aus Edelstahl gibts im Zubehörprogramm von Touratech. Weiteres Zubehör für Husqvarna Modelle gibts im Huskypowershop.

#theglobeexplorer

Die Mischung aus puristischem Retro-Look und Abenteuer machen die Norden zu einem ganz besonderen Motorrad. Auch die Farbkombination mit den gelben Akzenzenten wecken Begehrlichkeiten. Mit Ihrem Gesamtgewicht von 220kg reiht sie sich genau zwischen der Yamaha T7 (204kg fahrfertig) und der Honda Africa Twin (236kg mit DCT) ein.

Der Motor mit seinem 105 PS und max. 100Nm Drehmoment verspricht Kraft und Beschleunigung pur. Im zweiten Gang mit ordentlich Gas aus der Kurve beschleunigen und dann mit dem Kurvenende direkt in den Whelee aufs Hinterrad. Das ist für die Norden eine leichte Übung. Das Gewicht wird mit dem gut abgestimmten und nahezu ruckefreiem Quickscchifter spielerisch übersetzt und gut auf die Straße gebracht. Ein Genuss! Die 100Nm der Norden 901 sind im Vergleich zu den 83Nm der F800GS deutlich zu spüren und bringen eine extra Portion Adrenalin mit sich.

Alltagstauglich die Norden 901

Die Wartungsaufwände sollten sich mit Serviceintervallen von 15.000 Kilometern als alltagstauglich und sparsam erweisen. Das Bike bringt mit der sensationellen Serienausstattung ordentliche Nehmerqualitäten mit und wird mit Sicherheit ein breites Dauergrinsen in die Gesichter der Besitzer zaubern. Und der Return of Investment ist doch mit der ersten Abenteuerausfahrt und dem damit verbundenen Fahrspaß sowieso schnell wieder rein.

Bei den aktuellen Inflationszahlen von >7% ist das Geld bald ohnehin nicht mehr viel Wert. Da kann sich die Investition in ein derart geiles Motorrad durchaus lohnen! Die Dividenen zahlt die Norden 901 nicht in Euros zurück, sondern mit Euphorie, Adrenalin, Begeisterung, Freude und Lust auf große Abenteuer.

Mein Fazit zur NORDEN 901: Ein serienmäßig gelungenes Abenteuermotorrad!

theglobeexplorer - F800gs ADV vs. Husqvarna Norden 901
auf Schotter Zuhause – die Norden 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)
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Heckansicht – Husqvarna Norden 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)
theglobeexplorer - F800gs ADV vs. Husqvarna Norden 901
puristisch die 901 (Foto by Patrick https://huskypowershop.de)

Welches Motorrad gefällt euch besser? Seid Ihr die beiden Modelle schon mal gefahren? Was findet Ihr gut? Was nicht? Welches Motorrad ist für euch das beste Reisemotorrad und warum?

Wenn Ihr mit der Norden 901 oder eurem Motorrad eine Reise plant, dann schaut euch die Reiseberichte und Abenteuer auf unserem Reise-Blog an. Wir sind seit vielen Jahren in ganz Europa unterwegs und haben vom Nordkapp über den Balkan, quer durch die Alpen bis nach Spanien schon vieles gesehen. Auch die Tracks vom Transeurotrail und ACT sind für offroadaffine Reiseenduristen immer ein besonderes Highlight. Um euch optimal darauf vorzubereiten bieten Touratech und Goodsouls umfangreiche Endurotrainings für Enduro-Einsteiger und Profis an.

Termine und Workshops findet ihr unter den Links. Auch Events wie die Active Adventure Days und die Gravel Days bieten eine super Plattform, um Gleichgesinnte kennenzulernen und seine Skills mit den dicken Bikes zu erweitern.

Wenn Euch der Artikel gefallen hat, verlinkt und teilt diesen gerne mit euren Freunden und Bekannten. Oder schaut in unserem ADVENTURE Shop vorbei und gönnt Euch was aus unserer Merchandise-Ecke.

Danke

Die Fotos wurden zur Erstellt und zur Verfügung gestellt von:

Pete https://www.advpete.de/

Patrick https://huskypowershop.de

Katja Wickert https://www.katja-wickert.de/

Herzlichen Dank!

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